Fliegen als Hobby – Ready for Departure

Der Weg zur Fluglizenz

by Katja

Bevor ich Stephan kannte, hatte ich eigentlich 0 Komma 0 Bezug zum Fliegen. Die vier Flüge, wovon je einer hin und nun ja… auch zurück war, waren eben Mittel zum Zweck um bequemer ans Ziel zu kommen. Das war dann aber auch alles an Verknüpfung, die ich dazu hatte.
Bei Stephan hat das Thema Fliegen eine ganz andere Bedeutung. Sowohl beruflich als auch privat spielen Flugzeuge für ihn eine große Rolle. Und kommt in einer Gesprächsrunde heraus, was Stephan so „bewegt“ 😏, dann entwickelt sich das meist zu einem kleinen Q and A zum Thema Fliegen als Hobby, Kleinflugzeuge, Lizenzen und wie man überhaupt dazu kommt.
Auch ich hatte einige Fragen, bevor ich das erste Mal in die kleine Diamond DA20 stieg. In diesem Beitrag möchten wir dir mehr darüber erzählen bzw. versuche ich Stephan ein paar Fragen zu stellen, die vielleicht auch dir im Kopf herumschwirren.
Also bring dich in eine aufrechte Sitzposition und schnall dich an, wir starten. (Und ja, das mit den Wortwitzen wird sicher noch schlimmer 😁)

Ready for departure

Ich war zuvor noch nie auf einem Flugplatz und ich muss sagen man fühlt sich schon privilegiert, wenn man durch Türen tritt, an denen steht „Zutritt nur für Befugte! ✋“. Der Pilot seines Vertrauens holt einen ab und man geht gemeinsam zum Flugzeug, während andere Schaulustige die startenden und landenden Maschinen beobachten. Als wir uns vorbereiteten und Stephan die Vorflugkontrolle vornahm, stieg ein paar Meter weiter ein älteres Paar in ihr Flugzeug, als ob es das normalste auf der Welt ist. Sie begaben sich auf die Startbahn und hoben ab. Für mich war das absolut verrückt, dass es Leute gibt, die in ein Flugzeug steigen, wie ich morgens ins Auto und einfach damit losfliegen. 😵 Aber auch irgendwie total cool. Da stellt man sich die Frage – was muss ich tun, um eine Fluglizenz für Kleinflugzeuge zu bekommen und Fliegen als Hobby zu betreiben? 🤔

Der Weg zur Fluglizenz

Stephan: „Ich habe mich eigentlich schon immer für das Fliegen interessiert. Und richtig zu dazu gekommen bin ich durch meine damaligen Arbeitskollegen, die mich energisch gener…ähm gebeten haben mal mitzukommen. Dann bin ich ein paar Mal mitgeflogen und irgendwie haben sie dann so lange auf mich eingeredet, dass ich dann auch angefangen habe, Fliegen als Hobby zu betreiben. 😅 Ein Verein lebt ja auch von seinen Mitgliedern.“

Inhalte der Theorie

Diese Inhalte erwarten dich, wenn du Fliegen als Hobby betreiben möchtest:

  • Luftrecht
  • Allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse
    Wie funktioniert ein Motor? Wie ist der Rumpf zusammengesetzt? etc.
  • Flugplanung und Überwachung
    Wie lange brauche ich? Wieviel Kraftstoff verbrauche ich dabei? etc.
  • Menschliches Leistungsvermögen
    Wie funktioniert das Auge? Wie funktioniert der Körper? Damit man weiß, wie das Fliegen sich darauf auswirkt, da man Bewegungen z.b. anders wahrnimmt
  • Meteorologie
  • Navigation
  • Betriebliche Verfahren
  • Grundlagen des Fliegens
  • Kommunikation

Stephan: „Ich habe einen Fernlehrgang für die Theorie gemacht. Darüber kann man sehr viel selbst machen und hat nur einen bestimmten Anteil an Pflichtstunden, die man vor Ort absolvieren muss. Oft ist es so, dass die Theorie über die Wintermonate begonnen wird und man dann im Frühjahr, wenn es schön ist, mit dem Fliegen anfangen kann. Man kann es aber auch parallel zur Praxis machen. So habe ich das auch gemacht.

Außerdem benötigt man noch ein Funkzeugnis. Das kann man aber auch schon vorher machen oder auch nebenbei. Je nachdem wie viel Zeit man hat.“

Der praktische Part der Ausbildung zum Fliegen als Hobby

Wer Fliegen will muss auch landen. Auf dieser Landbahn haben schon einige Gummi gelassen.

Stephan: „Ansonsten ist das eigentlich wie bei der Fahrsschule. Es sitzt ein Lehrer daneben, der am Anfang ganz viel mit macht und dann weniger und man selbst immer mehr übernimmt. Nuuur dass man irgendwann mal alleine fliegen muss, was man in der Fahrschule jetzt nicht so macht. Der Fluglehrer steht dann unten daneben, gibt per Funk Anweisungen und dann dreht man erst um den Platz ein paar Runden. Irgendwann bekommt man einen Flugauftrag wohin man fliegen darf/soll. Diesen spricht man durch und dann darf man auch alleine wohin fliegen, ohne dass der Lehrer mit ist. Insgesamt umfasst die Praxis etwa 45 Flugstunden wovon mindestens 25 Stunden gemeinsam mit einem Fluglehrer sind und 10 Stunden im Alleinflug.

Und man muss auch einen Dreiecksflug machen, wo man eine gewisse Strecke zurücklegen und an zwei Flugplätzen landen muss. Damit man nicht nur die Standardrunde um seinen Flugplatz dreht, den man kennt, sondern mal allein woanders hin muss.

Beginnen kann man die Flugschule mit 16 Jahren, ähnlich wie beim Auto. Außerdem benötigt man ein medizinisches Tauglichkeitszeugnis. Dort werden Untersuchungen wie Seh- und Hörtests oder welche, die das Gleichgewicht prüfen durchgeführt.

Und wenn man gut ist, dann kann man alles in einem Jahr durchziehen nebenbei und hat seine Lizenz.“

Wie finde ich einen Einstieg in die Fliegerei? 🤔

Beim Fliegen über die Stadt kannst du deine Umgebung nochmal völlig neu erkunden.
Beim Fliegen als Hobby kannst du einzigartige Ausblicke genießen.

Stephan: „Am besten einfach im Internet schauen, wo es Flugvereine gibt und am Wochenende hinfahren. Die sind meistens alle sehr erpicht darauf, neue Mitglieder zu bekommen. 😁 Und da sind oft alle sehr offen und man kann sich mal mit in den Flieger setzen, mal mitfliegen und mal gucken. Also das sollte nicht das Problem sein.“

Wenn es nicht der Motorflieger ist, dann ist auch über das Segelfliegen der Einstieg in den Luftraum möglich. Das darf man bereits ab 14 Jahren. Auch hier am besten das Internet befragen und einfach mal im Verein vorbeischauen.

Verein oder Flugschule?

Stephan: „Rein kostentechnisch kann man sagen, dass es im Verein wesentlich günstiger ist, als in einer Flugschule direkt. Denn die Vereine möchten Mitglieder haben und die Fluglehrer übernehmen das oft ehrenamtlich gegen eine Aufwandsentschädigung. Bei einer Flugschule hingegen macht das der Fluglehrer natürlich hauptberuflich und ist entsprechend teurer.

Aber die Flugschule ist viel flexibler. Dort kann man unter der Woche anfragen problemlos und die Zeitfenster des Flugschülers werden berücksichtigt. Im Verein macht das der Fluglehrer nebenbei, muss noch arbeiten und dann ist eher am Wochenende dafür Zeit oder je nachdem, welche anderen Verpflichtungen der Lehrer hat. Wenn man sagt „Ich habe eine Woche Urlaub und möchte jeden Tag Flugstunden machen.“ dann ist das im Verein oft eher schwierig.

Der Verein ist also kostentechnisch häufig im Vorteil, bringt aber andere Verpflichtungen mit sich wie Arbeitsstunden oder Feste & Feiern, die man mit begleiten muss. Da muss jeder für sich selbst wissen, was ihm am Ende lieber ist und man die günstigen Konditionen dadurch möchte.

Brauche ich ein eigenes Flugzeug zum Fliegen als Hobby?

Sonnenuntergang im eigenen Flieger? Auch im gecharterten Flieger kannst du viele schöne Momente erleben.
Sonnenuntergang im eigenen Flieger? 😍

Stephan: „Nein, die meisten haben eh keins. Das eigene Flugzeug lohnt sich finanziell auch nie, weil man es nicht so oft fliegt, wie man fliegen müsste, damit es sich lohnen würde. Der Vorteil am eigenen Flugzeug ist eigentlich nur die Flexibilität, dass man nicht auf einen Verein angewiesen ist. Dadurch dass der Flieger aber immer da steht, ist es auch ziemlich teuer. Deswegen gibt es auch viele Haltergemeinschaften, wo sich 3-4 Leute zusammen einen Flieger kaufen und sich die Betriebskosten entsprechend verteilen. Sowas ergibt dann eher Sinn.

Und wenn man nicht im Verein ist, dann kann man sich den Flieger auch bei einer Flugschule chartern. Aber wie bei der Ausbildung ist das teurer, weil die Flugschule davon lebt.“

„Jeder Flug ist ein Kunstflug“

Wenn du selbst mit Fliegen als Hobby beginnen möchtest, muss dir allerdings eins bewusst sein. Die Sprüche müssen sitzen! „Das Wetter wird im Flugplatz gemacht“ oder „Jeder Flug ist ein Kunstflug“ solltest du direkt im oberen Gepäckfach deines Gedächtnisses griffbereit ablegen. 😉

Ihr verrückten Flieger

Mit Sicherheit kein turbulentes Hobby

Bei einigen Menschen ist das Fliegen oft mit Angst vor dem Absturz verknüpft. Was ich mittlerweile denke ist, dass wenn man schon Angst hat, diese dann lieber vor dem Autofahren haben sollte. 😅 So intensiv und sorgfältig, wie vor dem Flug die Maschine geprüft wird und der Pilot selbst immer wieder seine Flugtauglichkeit unter Beweis stellen muss, bekommt man eine neue Sicht auf den Straßenverkehr.
Da sitzt man morgens verschlafen im Auto, ohne vorher die Bremsen zu prüfen oder einmal das Auto abzulaufen, ob es technisch einwandfrei funktioniert. Ok, das nimmt jetzt nicht konkret die Angst vor dem Absturz oder der Höhe, aber rein sicherheitstechnisch ist das Fliegen sehr sicher.

Vorbereitung vor dem Flug

Vorbereitung ist alles beim Fliegen. Checke Wetter, Meldungen, Navigation und ob dein Flieger startklar ist.
Gut vorbereitet kann es losgehen mit dem Fliegen

Vor dem Abflug bedarf es einige Vorbereitungen, denn einfach in den Flieger steigen und abheben ist nicht. ☝️ Darauf wird geachtet, bevor es zum Flugplatz geht:

  • Wetter prüfen
    – für die gesamte Strecke oder den Platz, wo man hin möchte (ist Sturm, Regen, Nebel, Gewitter gemeldet?)
  • Navigation zurechtlegen
    – Wo will man hin? In welcher Höhe möchte man fliegen?* Was gibt es unterwegs zu beachten? (Sperrgebiete, Fallschirmsprungzonen, etc.)
  • Flugzeit und Kraftstoff berechnen
  • NOTAMs anschauen
    – aktuelle „Verkehrsmeldungen“ für den Luftraum, wo z.B. gerade eine Militärübung ist; Flugplatzfest mit Vorführung; Windräder, wo die Beleuchtung ausgefallen ist etc.
  • Flieger ggf. reservieren
  • evtl. beim Flugplatz anrufen, wo man hin möchte – kleine Flugplätze, die Vereinsbetrieben sind, könnten geschlossen haben
Auf der Wetterkarte kannst du sehen, ob das Wetter geeignet ist für deinen nächsten Flug.
Wetterkarte des deutschen Wetterdienstes

*Wonach entscheidet man, wie hoch man fliegen muss? ✈️

Stephan: “ Es gibt Richtlinien, je nachdem in welche Richtung man fliegen möchte. Steuerkurs 0-179° – dann hat man eine ungerade Höhe und wenn man 180-359 fliegt, dann eine gerade Höhenanzahl. Und dazu muss man immer mit 500 Fuß versetzt sein zum vollen Tausender. Die vollen Tausender sind für Instrumentenflug besetzt und für Sichtflug ist es um 500 versetzt.
Beispielsweise fliegt man bei:
0-179° – 3500 ft; FL (flight level) 55; FL 75 …
180- 359° – 4500 ft, FL 65 …

Und je höher man fliegt, umso höher muss man steigen, umso mehr Kraftstoff muss man aufwenden. Aber umso ruhiger ist es auf auch, da viele Turbulenzen, die durch das Gelände entstehen eher in niedrigeren Höhen sind. Allerdings sieht man dann nicht so gut. Einen Rundflug mit Gästen würde man eher niedriger machen, damit sie schön zum Fenster herausschauen können.“

Gesundheitschecks

Wenn man einmal seinen Führerschein für das Auto hat, dann kräht kein Hahn mehr danach, ob man auch mit 80 (oder teilweise früher 😅) noch fähig ist dieses zu führen. Beim Fliegen ist das etwas anders.

Es gibt zwei Klassen. Klasse 1 sind Berufspiloten, also jene, die dich z.b. in den Urlaub bringen wie nach Korea, dem Land der Kontraste. Und Klasse 2 sind Privatpiloten, so wie Stephan.

Die Gültigkeit der Fliegertauglichkeit beträgt folgenden Zeitspannen:

Klasse I (2 Piloten): bis 59 Jahre: 12 Monate, ab dem 61. Lebensjahr: 6 Monate
Klasse I (1 Pilot): bis 39 Jahre: 12 Monate, ab dem 41. Lebensjahr 6 Monate
Klasse II: bis 40 Jahre: 60 Monate, bis 50 Jahre 24 Monate, ab dem 51. Lebensjahr 12 Monate
LAPL Medical: bis 39 Jahre: 60 Monate, ab dem 41. Lebensjahr 24 Monate

Das bedeutet z.B. für Stephan, der aktuell 30 Jahre alt ist, dass er alle 5 Jahre zum Fliegerarzt muss und sich dort untersuchen lassen, um sein fliegerärztliches Tauglichkeitszeugnis zu erhalten. Sobald er 40 Jahre alt ist, muss er alle 2 Jahre schon zum Gesundheitscheck.

Wie du siehst, verkürzen sich die Intervalle, je älter der Pilot ist. So wird sichergestellt, dass er oder sie fit genug zum Fliegen ist. Häufig sind die Augen, die über die Jahre an Sehleistung verlieren, ein Tauglichkeitshindernis. Auch Farbfehlsichtigkeit bei Männern tritt relativ oft auf und muss mit weiteren Test abgeklärt werden.

Dein Feedback

Abflug nach dem Mittagessen im „Schnitzel Tower“ in Halle/Oppin

Das sind jetzt schon einige Infos, die wir in einem nächsten Beitrag mit der Vorflugkontrolle fortsetzen. Denn nein, auch jetzt sind wir noch nicht bereit zum Abflug. 🙃 Also bleib angeschnallt! Außerdem folgen noch ein paar interessante „Ausflugsziele“ nächstes Mal.

Gerne kannst du aber auch jetzt schon Fragen stellen oder von deiner Flugerfahrung berichten. Over

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1 comment

Kathleen 11. April 2023 - 13:55

Ich finde das Fliegen wahnsinnig spannend, also im Grunde das Abheben und Landen ist eindrucksvoll. Was da passiert. Man verlässt wirklich seine so gesehene 2D Welt und steigt in die Höhe. Aber auch der Blick auf die Welt von oben wie auf ein Diorama, bzw. aus der sogenannten Vogelperspektive ist wirklich ungewöhnlich und wunderschön. 👍👍

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